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Ngorongoro Conservation Area

Fläche: 8288 km²
Ngorongoro-Nationalpark
RegionArusha
Einwohnerzahl
Höhe
Lagekarte von Tansania
Lagekarte von Tansania
Ngorongoro-Nationalpark
Panoramablick auf den Ngorongoro-Krater mit dem Lake Magadi

Der Ngorongoro-Nationalpark ist ein 8288km² großer Nationalpark im Norden von Tansania.

Hintergrund

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Der Name des Kraters stammt aus der Maasai-Sprache und bedeutet „tiefes Loch“. Auch möglich ist, dass er abgeleitet wurde vom Swahili-Wort „nguru nguru“, mit dem der Klippspringer (eine Antilopengattung; Oreotragus) bezeichnet wird.

Der 1 Ngorongoro-Krater in Tansania ist der größte, nicht vollständig mit Wasser gefüllte vulkanische Krater der Welt. Er verfügt über eine intakte Caldera, die durch den Einsturz eines Vulkans vor etwa zwei bis drei Millionen Jahren entstand.[1] Die Caldera ist 21km lang, 17km breit und hat einen Durchmesser von 14,5km bei einer Fläche von 264km².[2] Der ununterbrochene Kraterrand ist bis zu 2286m hoch, der in den Krater führende steile Abhang ist 610m bis 760m tief. Im Krater lebt mit 25000 Großtieren die gesamte ostafrikanische Fauna, welche die höchste Wildtierdichte weltweit aufweist. Das vereinfacht für Raubtiere die Jagd erheblich. Der Ngorongoro-Krater ist Hauptobjekt der 2 Ngorongoro Conservation Area .

Geschichte

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Grabmal für Michael und Bernhard Grzimek

Erstes Volk in der Gegend waren die Datoga, ein nilo-hamatisch sprechendes Hirtenvolk. Es wurde seit 1836 durch die sich ansiedelnden nomadischen Massai in diesem Landschaftsteil vertrieben.[3]

Erster europäischer Entdecker des Kraters war der damals erst 25-jährige österreichische Geograf Oskar Baumann, der am 18. März 1892 den Kraterrand erreichte.[4] Die Massai selbst wurden 1907 durch die deutsche Kolonialverwaltung aus dem Krater vertrieben. An deren Stelle erhielt der deutsche Farmer Adolf Siedentopf mit seiner Familie die Genehmigung für Weizenanbau und Rinderzucht. Ab 1919 kam Tansania unter britisches Mandat, wodurch die Massai den Krater wieder besiedeln durften.

Als es am 1. Juni 1951 zur Gründung des Serengeti-Nationalparks kam, wurde der Ngorongoro-Krater zunächst mit einbezogen. Da hierdurch der ursprüngliche Lebensraum den Massai entzogen wurde, suchte die Regierung nach formalen Lösungen. Währenddessen wagte man sich 1954 mit Allradfahrzeugen erstmals in den Krater. Erst am 1. Juli 1959 wurde die Ngorongoro Conservation Area (NCA) als Mehrfachnutzungsgebiet eingerichtet, wo sowohl Wildtiere als auch die ansässigen Massai-Hirten mit ihren Viehherden leben konnten.[5] Wenige Tage später fanden am 17. Juli 1959 Louis und Mary Leakey in der nahen Olduvai-Schlucht die Überreste vom Zinjanthropus boisei, was sich für die Forschung zur menschlichen Evolution als von großer Bedeutung herausstellte.

Während der Dreharbeiten zum Oskar-prämierten Dokumentarfilm „Serengeti darf nicht sterben“ verfing sich am 10. Januar 1959 ein Gänsegeier im Propeller der zebragestreiften Dornier Do-27 des Piloten Michael Grzimek, so dass das Kleinflugzeug am Kraterrand abstürzte und der Pilot getötet wurde.[6] Er wurde noch am selben Tag am Kraterrand begraben, die Steinpyramide wurde von der Regierung Tansanias gestiftet. Sein Vater Bernhard Grzimek starb 1987 in Frankfurt während eines Zirkusbesuchs an einem Herzinfarkt, seine Urne wurde ebenfalls hier beigesetzt.

1975 wurde die Land- und Viehwirtschaft im Krater endgültig verboten. Die UNESCO erhob daraufhin den Krater 1979 zum Weltnaturerbe, 1981 zum Biosphärenreservat und 2010 zum Weltkulturerbe.

Klima, Flora und Fauna

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Der Ngorongoro-Krater befindet sich in den inneren Tropen. In der Trockenzeit von Juni bis Oktober liegen die Tagestemperaturen zwischen 15°C und 23°C, nachts höhenbedingt um 6°C. Unten in der Caldera steigen die Tagestemperaturen auf 25°C bis 30°C. Die Regenzeit zwischen November/April eignet sich nicht für Safaris, da die Steilabhänge kaum noch befahrbar sind. Am Kraterrand ist es vor allem zwischen Mai und August nachts und morgens kühl, während die Temperaturen das ganze Jahr über gemäßigt sind. Am Kraterboden kann es an windstillen Tagen nachmittags recht heiß werden, besonders in den heißen Monaten zwischen Oktober und März. Die Regenzeit dauert von Mitte November bis Mitte Mai, während es im Januar und Februar etwas trockener ist. Die Trockenzeit liegt zwischen Mitte Mai und Mitte November. Obwohl es sich um die Trockenzeit handelt, fällt gelegentlich Regen. Aufgrund der Regenmuster in Ostafrika gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen den östlichen und den westlichen Hängen des Kraters. Die Westseite ist deutlich trockener als die Ostseite, auf der Wälder und eine dichte Vegetation vorherrschen. Die Hänge auf der Westseite des Kraters sind hingegen eine offene und recht trockene Savanne.

Im Krater gibt es mindestens 80 Sägetierarten, darunter alle afrikanischen Charaktertiere der Savanne wie die „Big Five“ (Elefant, Kaffernbüffel, Leopard, Löwe und Spitzmaul-Nashorn), mindestens 40 Antilopenarten (Gazellen, Kudus), Affen (Pavian, Südliche Grüne Meerkatze), Flusspferde, Geparden, Gnus, Hyänen, Schakale, Warzenschweine und Zebras in großen Populationen. Nicht zu finden sind Giraffen, Impalas und Krokodile. Ganzjährig leben hier 25.000 Großtiere, von denen nur wenige wegen der Steilhänge den Park verlassen. Die 300 Elefanten sind sehr ortstreu und verlassen den Krater nie. Der Krater ist deshalb ein Natur-Zoo (oft tituliert als „Garten von Eden“), der den Radius der Tiere limitiert. Über 550 Vogelarten wurden gezählt, darunter Flamingos, Kronenkraniche, Löffler oder Strauße. Zu den Vogelarten gehören auch die 47 Raubvogelarten wie Fischadler, Geier, Marabus oder Sekretärvögel.

Unter der Flora nehmen die afrikanischen Charakterbäume Schirmakazie und Leberwurstbaum die Hauptrolle ein, Kandelaberkakteen säumen den Kraterrand.

Reisevorbereitung

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Der Nationalpark wird kein eigenständiges Reiseziel sein. In der unmittelbaren Nachbarschaft Nordtansanias befinden sich Nationalparks wie Kilimandjaro, Arusha National Park, Lake Manyara-Nationalpark und Serengeti-Nationalpark. Diese lassen sich touristisch als Einheit kombinieren. Bei Reisen auf eigene Faust ist ein Allradfahrzeug erforderlich. Ab und bis Arusha bieten Reiseveranstalter Gruppenreisen in den Park an.

Für den Aufenthalt im Krater sollten mindestens drei Übernachtungen eingeplant werden.

Anreise

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Wichtigster Anreiseort mit dem Auto ist 1 Arusha , von wo aus es 171km bis zum Haupteingangstor Loduare Gate sind. Dazu wird die asphaltierte A104 über 2 Makuyuni befahren (Teilstrecke 77km), von dort sind es 78km bis zum Beginn der Schotterpiste auf der B144/T17 bei 3 Karatu , von dort an führt eine Schotterpiste über 16km zum Gate.

Mit Kleinflugzeugen kann vom 1 Arusha Airport (IATA: ARK) zum 2 Ngorongoro Airstrip geflogen werden.

Streckenverlauf

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Die Strecke in den Krater ist 80km lang, die Safari-Strecken im Krater sind etwa 100km lang. Beide sind Schotterpisten, die ein Allradfahrzeug erfordern. Die Schotterpiste T17 verläuft auf dem südlichen Kraterrand. Von ihr zweigt die Schotterpiste 1 Seneto Descent Road ab und führt als Einbahnstraße in den Krater. Sie kann dort im Uhrzeigersinn befahren werden und verläuft rund um den Krater, wo sie im Süden als 2 Lerai Ascent Road aus dem Krater als Einbahnstraße herausführt.

Einfahrts-/Ausfahrtstore

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Die Ngorongoro Conservation Area verfügt über vier Einfahrts-/Ausfahrtstore (englisch: gates):

Gate Himmelsrichtung nächste Ortschaft
1 Lodoare GateSüdenArusha
2 Naabi Hill GateWestenSeronera
3 Lemale GateNordosten Olmoti Crater
4 Seneto GateWesten Olduvai-Schlucht

Asphaltiert ist die Strecke von Arusha bis Karatu. Reisende von Arusha kommend können über das Haupttor Lodoare Gate einfahren, den Nationalpark besuchen und ihre Reise über das Naabi Hill Gate in die Serengeti fortsetzen.

Sehenswürdigkeiten

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Karte
Karte von Ngorongoro-Nationalpark

Als Besucherzentrum fungieren die außerhalb des Kraterrands befindlichen 5 Ngorongoro Conservation Area Authority Headquarters.

Im Uhrzeigersinn vom Südtor Lodoare Gate ausgehend gibt es im Krater folgende Sehenswürdigkeiten: Nach dem Loduare Gate gelangt man nach steilem Aufstieg auf den 2286m hohen Kraterrand 1 Ngorongoro Crater Viewpoint mit herrlichem Blick auf den gesamten Krater. Weiter westlich folgt die Grabstätte 3 Grzimek Memorial von Vater und Sohn Grzimek. Nach dem Abstieg in die Caldera liegen im Süden der 3 Hippo Pool mit Flusspferden, der 4 Gorigor-Sumpf (mit Elefanten, Löwen, Hyänen, Spitzmaul-Nashörnern, Zebras) und der 5 Lerai Forest (Anubispavianane, Elefanten, Grünmeerkatzen, Leoparde). Es folgt der 6 Lerai Ranger Post. Danach erscheinen die 6 Goose-Ponds, flache Süßwasser-Teiche, die von Tieren zur Tränke besucht werden. Mitten im Krater befindet sich der Kratersee 7 Lake Magadi (Maasai „magad“ für „Soda“), ein etwa 100km² großer und 1741 Meter hoch liegender Natronsee mit bis zu 1 Million Rosaflamingos und weiteren Wasservögeln und der Halbinsel 8 Mti Mmoja. Es folgen im Norden der 9 Vidimbwini, der 10 Mandusi swamp und die 4 Überreste der Siedentopf-Farm. Im Südosten liegt die Flussquelle 11 Ngoitokitok und der 2 Lion spot, wo sich häufig Löwen versammeln.

Im Krater befinden sich drei Berge, der 12 Endoinyo Engitati (1793m hoch), 13 Endoinyo Osilale (1850m) und der 14 Endoinyo Rumbe (1908m).

Es gibt vier ausgewiesene Picknick-Standorte: die 1 Lerai Picnic Site, 2 Picnic Site, 3 E Soit Naudo Picnic Site und die 4 Ngoitokitok Picnic Area. Reiseveranstalter organisieren hier ein ausgedehntes Mittagsmahl, Reisende auf eigene Faust sind hier ebenfalls willkommen.

Bilder

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Gebühren

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Die Eintrittsgebühren betragen US-$ 60 pro Tag und Person, US-$ 200 sind pro Fahrzeug und Tag fällig. Es werden weder Kreditkarten noch Bargeld akzeptiert, die Zahlung erfolgt nur mit der TANAPA-Prepaid-Karte, die in Arusha erhältlich ist.

Unterkunft

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Am Kraterrand befinden sich 1 Ngorongoro Crater Lodge (älteste Lodge im Park aus 1934, 30 Rondavels), 2 Ngorongoro Serena Safari Lodge (75 Zimmer), 3 Ngorongoro Mélia Lodge (35 Zimmer, 24 Suiten und 1 Villa), 4 Ngorongoro Sopa Lodge (92 Zimmer), 5 Ngorongoro Wildlife Lodge (80 Zimmer), 6 Rhino Lodge (24 Zimmer), 7 Pakulala Luxury Safari Camp (11 stationäre Zelte), 8 Sopa Ngorongoro Hotel (47 Zimmer) und 9 Nomad Tanzania Entamanu (6 Zimmer). In der Hauptreisezeit ist der Park gut besucht, so dass Hotelreservierungen ratsam sind.

Zeltplätze sind die 10 Nyati Campsite am äußeren Kraterrand, im Krater befinden sich die 11 Simba A public campsite und die 12 Simba B special campsite mit jeweils eigenen Zufahrtswegen.

Ausflüge

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Im Nordwesten des Parks liegt die 48km lange und 90m tiefe 15 Olduvai-Schlucht , in der Knochenfunde aus der Zeit von vor zwei Millionen Jahren gemacht wurden. Entdeckt wurden sie durch Wilhelm Kattwinkel (1911) und Hans Reck (1913). Das Ehepaar Leakey stieß 1959 auf einen zertrümmerten Vormenschenschädel mit einem Alter von 1,75 Millionen Jahren, der als Australopithecus boisei klassifiziert wurde. Das 1970 eröffnete gebührenpflichtige 5 Olduvai Gorge Museum stellt gefundene Exponate und Repliken aus und gibt Auskunft über die Funde und deren historische Einordnung. Die Weiterfahrt Richtung Westen führt zum Serengeti-Nationalpark.

Ferner sind sehenswert:

  • 16 Empakaai Crater (Elan Nairobi) . diese außergewöhnliche Caldera, ebenfalls ein eingestürzter Vulkan, besteht aus einem Ring von Klippen, die einen Salzsee von etwa 6km Durchmesser umgeben. Die Farben reichen von Türkis über Blau bis hin zu Zinn, je nach Tageszeit und Bewölkung.
  • 17 Olmoti (Kasoko ya Olmoti) . schöne Landschaft für eine Wandersafari. Der Boden des Olmoti Craters ist flach und mit Grasbüscheln bedeckt. Neben den Maasai und ihrem Vieh können gelegentlich Elenantilopen, Büffel und Riedböcke gesichtet werden.
  • 18 Ol Doinyo Lengai . ein aktiver Vulkan, der nordöstlich außerhalb des Parks liegt. Die Fahrt zu ihm ist lang und schwierig.

Sicherheit

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Siehe auch: Sicher reisen
Wer den Ngorongoro-Krater auf eigene Faust erleben möchte, benötigt ein Allradfahrzeug. Die steinige und holprige Schotterpiste in den Krater und aus ihm heraus ist steil und schwierig zu befahren. Die Orientierung im Krater fällt leicht, da man stets den Kraterrand mit individuellen Merkmalen im Auge behalten kann. Die Caldera ist für Safaris von 06:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Eine Abweichung von den Safari-Pisten (englisch: off-roading) ist strikt verboten. Für den Krater selbst bieten die Lodges Fahrten mit eigenem Fahrzeug und Fahrer für Safaris an. In Karatu können unabhängige Safari-Fahrer gemietet werden, allerdings fahren sie nicht immer die sichersten Allradfahrzeuge mit hoher Wahrscheinlichkeit von technischen Pannen. Der besonders steinige und felsige Untergrund birgt allgemein ein hohes Risiko von Reifenpannen.

Literatur

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  • Andreas Wölk, Tansania - Reiseführer von Iwanowski, Iwanowski's Reisebuchverlag, 3. Auflage, 2023, S. 46 ff.; ISBN 978-3864574627.

Einzelnachweise

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Vollständiger Artikel
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