Landschaft mit einem Friedhof im Westen des Wādī Dīf
Wādī Dīf · وادي ديف
Wādī Diff/Daff · وادي دف
GouvernementRotes Meer
Einwohnerzahl
Höhe209 m
Lagekarte von Ägypten
Lagekarte von Ägypten
Wādī Dīf

Das Wadi Dif (arabisch: وادي ديف, Wādī Dīf, auch Wadi Diff/Daff, وادي دف, Wādī Diff) ist ein Tal im ʿElba-Schutzgebiet im Rotmeergebirge in der ägyptischen Arabischen Wüste. Das von Nordosten nach Südwesten führende 29km lange Tal verfügt als eines der wenigen Täler über eine bedeutende Wasserstelle, Biʾr Dīf, in deren Nähe einheimische Nomaden Felszeichnungen angebracht und einen Friedhof angelegt haben. Das Wadi bietet sich für Reisende als eine alternative Rückkehrroute für das Wādī Ḥōḍein1 Wādī Amrīt an.

Hintergrund

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Karte
Lageplan des Wādī Dīf

Das Wādī Dīf befindet sich etwa 5km südwestlich des Wādī Ḥōḍein. Es wird durch den Zusammenfluss der Wadis 2 Abū Haschīm (وادي أبو هشيم) , aus südlicher Richtung kommend, und des 3 Wādī Feiqūʿ (وادي فيقوع, ​Wadi Feqoh) , aus südwestlicher Richtung kommend, gebildet. Das Wādī Feiqūʿ bildet die Hauptfortsetzung des Wādī Dīf.

Am Zusammenfluss befindet sich eine große Sandebene, in die sich auch das Wasser der oberhalb der Sandebene gelegenen Quelle 4 Biʾr Dīf (بئر ديف، بئر ديف, ​Biʾr Diff/Daff) in zwei kleine Becken in steinigem Grund ergießt, die auch von Kamelen erreichbar sind.

Das Wadi windet sich von Südwesten nach Nordosten als enges, am Boden sandiges Tal zwischen den steilen Sandsteinmassiven des 5 Gebel Ḥōḍein (جبل حوضين) im Norden bzw. 6 Gebel Dīf (جبل ديف) und 7 Ṭalʿat Umm Karabā (طلعة أم كربا) im Süden hindurch und erreicht nach etwa 29km das Wādī Ḥōḍein bei 8 23° 16′ 47″ N 34° 59′ 52″ O, etwa knapp 5km südöstlich der Mündung des Wādī Naʿām in das Wādī Ḥōḍein.

Das Wādī Dīf besitzt nur wenige Seitentäler wie das 9 Wādī Ṭalʿat Umm Karabā (وادي طلعة أم كربا) im Westen des gleichnamigen Gebirges, das 10 Wādī Anqirādiyā (وادي أنقراديا) und das 11 Wādī Galabat Shāi (وادي جلبت شاي, ​Wadi Galabat Shabai), alle von Süden kommend.

Herstellung der Felsbilder

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Die Felsbilder sind allesamt durch Ritzen, Schaben oder Hämmern in den Wüstenlack, eine etwa 0,5 bis 1mm dicke und dunkle Patina auf den darunterliegenden hellen Sandstein, entstanden, wobei sich ein recht guter Kontrast bildet. Der Wüstenlack besteht aus Eisen- und Mangan-Oxiden, die aus dem Inneren der Gesteine als wässrige Lösungen aufsteigen, wobei das Wasser an der Oberfläche verdunstet. Das Wasser stammt aus dem nächtlichen oder frühmorgendlichen Tau.

Das Alter der Felsbilder lässt sich nur schwer abschätzen, obwohl die Analyse des originären und des auf den Bildern befindlichen Wüstenlacks sich durchaus für eine Datierung eignet.[1] Der Zeitraum könnte etwa ab der altägyptischen frühdynastischen Zeit, ab etwa 3.000v.Chr., beginnen. Tiere wie Rinder oder Strauße eignen sich kaum für eine Dateirung, da sie über Jahrtausende bekannt waren und genutzt wurden. Wie der altägyptische Historiker el-Maqrīzī (1364–1442) berichtete, wurden bis in seine Zeit von den Bedscha-Beduinen in der Ostwüste neben anderen Rinderarten die heute ausgestorbenen Langhornrinder gezüchtet und genutzt.[2] Domestizierte Dromedare sind erst ab dem Ende des altägyptischen Neuen Reichs, ab etwa 1.000v.Chr., bekannt.

Forschungsgeschichte

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Das Wādī Dīf ist bisher wohl nicht archäologisch untersucht worden. Reisende im 19. Jahrhundert wie Col. Erastus Sparrow Purdy (1838–1881) und Col. Raleigh Edward Colston (1825–1896) 1873[3][4] erwähnten zwar das Wadi, ohne jedoch weitere Einzelheiten zu liefern. Das Wadi wurde erst 1912 vom britischen Geologen John Ball (1872–1941) recht ausführlich beschrieben, jedoch ohne die Felsbilder zu erwähnen.[5]

Anreise

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Für die Anreise und für eine Übernachtung im ʿElba-Schutzgebiet selbst benötigt man eine Genehmigung vom ägyptischen Militär und von der Nationalparkverwaltung des Wādī-el-Gimāl-Ḥamāṭa-Nationalparks. In jedem Fall benötigt man für die Anreise ein geländegängiges Allradfahrzeug.

Die Anreise ist meist dieselbe wie die für das Wādī Ḥōḍein ab 1 esch-Schalātīn oder Wādī Naʿām ab der Aswan-Hala'ib Road (طريق أسوان-حلائب) bei 1 23° 58′ 4″ N 34° 51′ 50″ O.

Reiseveranstalter verbinden das Wādī Ḥōḍein häufig mit dem Wādī Dīf. Für die Besichtigung des Wādī Ḥōḍein und des Wādī Amrīt benötigt man einen ganzen Tag, einen Rastplatz und man möchte dieselbe Strecke nicht wieder zurückfahren. Für die nun folgende alternative Anreise benötigt man unbedingt einen ortskundiger Fahrer. Man verlässt den Brunnen 1 Biʾr Amrīt (بئر أمريت; 23° 13′ 36″ N 34° 35′ 8″ O) in südöstlicher Richtung und umrundet den 12 Gebel Kalālāt (جبل كلالات) in Gegenuhrzeigerichtung, bis man zum Wādī Feiqūʿ (وادي فيقوع, ​Wadi Feqoh) gelangt. Unterwegs kann man im Bereich einer 1 Sandebene übernachten.

Mobilität

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Die Piste durch das Wadi lässt sich mit einem geländegängigen Allradfahrzeug zurücklegen. Der Rest muss zu Fuß erfolgen. Um zu den Felsbildern zu gelangen, muss man teilweise auf die Felsen steigen. Es sollte geeignetes festes Schuhwerk getragen werden.

Sehenswürdigkeiten

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  • 2 Dorf Dīf ist an der Nordseite des Wādī Dīf, etwa 1km nordwestlich vom Nordende des Wādī Ṭalʿat Umm Karabā gelegen und besteht aus einem reichlichen Dutzend Gebäuden, einem Pumpenhaus (?) und einem Sonnenkollektorfeld.
  • 3 Landwirtschaftsprojekt, südöstlich der Siedlung Dīf gelegen und von USAid gefördert, dient dem lokalen Anbau von Obst und Gemüse. Der Gemüseanbau erfolgt teilweise in Gewächshäusern.
Felsbilder im Wādī Dīf
Landschaft am Gebel Ḥōḍein
  • 4 Rastplatz in der Nähe der Quelle Biʾr Dīf, der von der hiesigen Bevölkerung genutzt wird, mit Akazien und früheren Feuerstellen.
  • 5 Petroglyphen östlich des vorgenannten Rastplatzes auf Felsblöcken vor der hier schräg verlaufenden Wadi-Nordseite des Gebel Ḥōḍein im Bereich der großen Sandebene. Aus dem Lebensumfeld der Nomaden bekannt, wurden meist Tiere, hauptsächlich Langhornrinder, Dromedare, Strauße, ein Löwe und Personen, die teilweise als Hirten wirken, in den Fels geritzt, geschabt oder gehämmert. Bei den Langhornrindern handelt es sich um die mittlerweile ausgestorbenen (domestizierten) Auerochsen (Bos primigenius, veraltet Bos taurus macroceros Dürst). An der Felswand gibt es zudem auch eine Wasseraustrittsstelle.
  • 6 Friedhof südwestlich gegenüber dem Petroglyphenfelsen gelegen. Viele der Gräber sind mit Steinen, häufig im Kreis eingefasst. In der Ebene davor befindet sich ein rundes 7 Grab eines Scheichs oder Heiligen, das hier im Lebensbereich von Beduinen schon eine Besonderheit darstellt, etwa einen Durchmesser von 3m besitzt und als mörtelloses Bruchsteinbauwerk errichtet wurde. Gegenüber dem mittlerweile versperrten Eingang befindet sich der Kenotaph (Scheingrab) des Verstorbenen, der mit einem grünen Stoffbezug abgedeckt ist. Der hier bestattete war sicher eine hochgestellte islamische Persönlichkeit. Bitte nicht über die Gräber laufen!

Küche

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Alle Nahrungsmittel und Getränke, aber auch Geschirr und Kocher, müssen während der gesamten Expedition mitgeführt werden. Da in und auf den Fahrzeugen nicht beliebig viel Platz ist, muss man sich auf das Nötigste beschränken. In jedem Fall muss ausreichend Wasser dabei sein. Man braucht es zum Trinken (Mineralwasser), zur beschränkten Körperpflege, zum Kochen und zum Abwaschen.

Unterkunft

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Übernachtungsplätze bieten sich an geschützten Stellen an. Es müssen Zelte mitgebracht werden, und man benötigt etwas Outdoor-Erfahrung, um geeignete windgeschützte und ebene Aufbauplätze zu finden. Meist genügen übliche Outdoor-Zelte, die sandundurchlässig sind. Der Untergrund ist meist sandig, wofür man geeignete Heringe benötigt. Zusätzlich können Zelte z.B. mit Wasserkanistern beschwert werden. An Schlafsäcke werden keine besonderen Anforderungen gestellt, da auch im Winter die Temperaturen kaum unter 0°C fallen.

Mögliche Übernachtungsstellen sind die Sandebene (23° 8′ 29″ N 34° 39′ 54″ O) südöstlich von Biʾr Amrīt oder bei 13 Biʾr Abraq .

Gesundheit

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Während der Expedition gibt es keine medizinischen Behandlungsmöglichkeiten. Wenn nötig, führt man einen ausreichend großen Vorrat an Medikamenten mit sich.

An Sonnenschutz ist zu denken. Nötig ist auch warme Kleidung für die Nächte. Pro Tag benötigt man ca. 3 Liter Wasser zum Trinken.

Ausflüge

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Nach der Besichtigung des Wadis bieten sich natürlich die Besichtigungen der Wadis Abraq mit seiner Quelle und Siedlung, Naʿām und Ḥōḍein mit dem Quellheiligtum 14 Biʾr Abū Saʿfa an. Nach etwa 85km erreicht man die Siedlung esch-Schalātīn am Roten Meer.

Einzelnachweise

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  1. Siehe z.B. Červíček, Pavel: Datierung der nordafrikanischen Felsbilder durch die Patina. In: Jahrbuch für prähistorische und ethnographische Kunst (IPEK), ISSN 0075-0468, Bd.23 (1970–1973), S.82–87, Tafeln 50–53, doi:10.1515/9783112415528-010.Macholdt, Dorothea S. et al.: Rock varnish on petroglyphs from the Hima region, southwestern Saudi Arabia: Chemical composition, growth rates, and tentative ages. In: The Holocene: an interdisciplinary journal focusing on recent environmental change, ISSN 0959-6836, Bd.29,8 (2019), S.1377–1395, doi:10.1177/0959683619846979.
  2. Burckhardt, John Lewis: Travels in Nubia. London: Murray, 1819, S.503–511 (Anhang III), insbesondere S. 503.
  3. Purdy, [Erastus Sparrow]: Une Reconnaissance entre Bérénice et Berber, Expedition Purdy-Colston-Rapport du Colonel Purdy. In: Bulletin de la Société khédiviale de Géographie. 2 ser., Nr.8 (1886), S.431–445, insbesondere S. 442, Karte.
  4. Colston, R[aleigh] E[dward]: Journal d’un voyage du Caire à Kéneh, Bérénice et Berber, et retour par le désert de Korosko. In: Bulletin de la Société khédiviale de Géographie. 2 ser., Nr.9 (1886), S.489–568, insbesondere S. 527–528.
  5. Ball, John: The geography and geology of South-eastern Egypt. Cairo: Government Press, 1912, S.125–126.
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