Tren a las Nubes | |
Länge: 217 km |
Der Tren a las Nubes („Zug in den Wolken“) ist ein Panoramazug in Nordwestargentinien zwischen Salta und San Antonio de los Cobres, der bis in die Anden hinauffährt.
Hintergrund
[Bearbeiten]Seinen Namen hat er durch die von ihm bewältigte enorme Höhe, die ihr Maximum bei 4220 Metern erreicht. Damit durchfährt er die weltweit höchsten Bahnhöfe, übertroffen lediglich von der chinesischen Lhasa-Bahn. Seine abenteuerliche Streckenführung beruht auf einem bautechnischen Meisterwerk. Der Tren a las Nubes ist einer der wenigen reinen Touristenzüge in Südamerika und mit der peruanischen Andenbahn vergleichbar. Er überquert die Anden mit den höchsten Stellen am Socompa-Pass (3859 m) und dem La Polvorilla-Viadukt (4220 m), durchquert das Andenhochland (spanisch: puna) und einsame Halbwüsten.
Geschichte
[Bearbeiten]Die argentinischen Kupfer-, Salpeter- und Borax-Minen sollten durch Güterzüge eine Anbindung an die chilenische Hafenstadt Antofagasta erhalten. Deshalb gab es Pläne für eine Eisenbahnstrecke durch die Hochanden, die mit dem Baubeginn im März 1921 realisiert wurden.[1] Der US-amerikanische Ingenieur Richard Fontaine Mauri verbaute 29 Brücken, 21 Tunnels und 13 Viadukte auf einer ursprünglich 901 km langen Strecke (davon 372 km in Chile, 529 km in Argentinien). Um die starken Steigungen von maximal 2,5 % zu glätten, baute er 2 Kehrschleifen und 2 Spitzkehren ein. Baubeginn für das technische Kernstück der Strecke, dem Polvorilla-Viadukt, war 1937, seine Eröffnung fand am 7. November 1939 statt. Westlich des Viadukts Richtung Chile gab es langwierige Gleisbauarbeiten. Deshalb erfolgte erst im Februar 1948 die Einweihung der Strecke über die Grenzstadt Socompa hinaus bis nach Antofagasta in Chile.[2]
Im November 1971 entstand die Idee eines Touristenzuges auf der Teilstrecke zwischen Salta und dem Polvorilla-Viadukt, am 16. Juli 1972 fuhr der erste Zug. Der Personenverkehr wurde jedoch 1981 wieder eingestellt. Im Juli 2005 blieb ein Zug mitten auf dem Polvorilla-Viadukt mit defekter Energieversorgung bei Minustemperaturen stehen, weswegen die staatliche Betriebskonzession entzogen wurde. Der Touristenzug ruhte wegen des schlechten Zustandes der Lokomotiven und der Strecke in den Jahren 2006 und 2007. Mit neuem Betreiber fand die erste Fahrt im März 2015 wieder auf der Strecke zwischen Salta und dem Polvorilla-Viadukt statt.
Im Oktober 2012 unterzeichneten Argentinien und Chile einen Reaktivierungsplan, der die Gesamtstrecke wieder für den Personenverkehr erschließen soll.
Klima, Flora und Fauna
[Bearbeiten]Die Trockenzeit liegt zwischen April und November. In den Monaten Juni bis August fällt meist gar kein Regen. Tagsüber sind Temperaturen von 25 °C keine Seltenheit, nachts kühlt es bis 3 °C ab. In der Regenzeit fällt reichlich Schnee. Im Nordwesten Argentiniens befindet sich die Andenregion, so dass mit dem Zug oder Auto extreme Höhenlagen erreicht werden. In den Höhenlagen ab 3000 Meter liegen die Temperaturen tagsüber zwischen 10 °C und 15 °C. Der meiste Schnee fällt im Dezember/Januar. Beim stetigen Anstieg mit dem Zug oder Auto wird es tendenziell kühler bei abnehmendem Sauerstoffgehalt der Luft.
Reisevorbereitung
[Bearbeiten]Die Fahrt mit dem Zug wird im Rahmen einer Argentinien-Reise stattfinden, denn der internationale Flughafen von Buenos Aires ist rund 1500 km entfernt.
Beste Reisezeit ist die Trockenzeit zwischen April und November. Die enormen Temperatur-Unterschiede zwischen Tag und Nacht erfordern sowohl sommerliche als auch warme Kleidung. Um sich vor der so gut wie sicher auftretenden Höhenkrankheit zu schützen, sollte man zwecks Akklimatisierung zwei bis drei Tage vor Reisebeginn am Ort sein.
Der Zug verkehrt dienstags, donnerstags und samstags zwischen März und November, Abfahrt um 07.00 Uhr in Salta und Rückkehr um 23:00 Uhr. Während der Regenzeit zwischen November und Februar wird der Betrieb eingestellt. Allerdings werden die Abfahrtzeiten und die Kombination Bus/Zug für jede Saison neu festgelegt.
Die Kombination Bus/Zug beginnt in Salta um 07:00 Uhr mit dem Bus und führt über die zunächst nach 1 Alfarcito mit einer dortigen 50 Minuten dauernden Pause. Die Busfahrt wird fortgesetzt bis nach San Antonio de los Cobres, das gegen 11:45 Uhr erreicht wird. Hier startet der Zug um 12:00 Uhr und erreicht gegen 13:00 Uhr den Polvorilla-Viadukt, die Rückfahrt endet um 15:00 Uhr in San Antonio de los Cobres, wo um 16:15 Uhr der Bus nach Salta startet und dieses um 20:00 Uhr erreicht.
Anreise
[Bearbeiten]Der 1 Tren a las Nubes beginnt in der 1582 gegründeten Großstadt 2 Salta (Aymara „schöner, ruhiger Ort”) mit 500000 Einwohnern. Per Flugzeug kann der 2 Martín Miguel de Güemes International Airport (IATA: SLA) gewählt werden. Von Salta aus fährt der Tren a las Nubes bis zu seinem Endbahnhof San Antonio de los Cobres. Zwischen beiden Orten gibt es auch eine Busverbindung, alternativ kann ein Mietwagen über die ebenso spektakuläre, serpentinenreiche und asphaltierte Ruta Nacional genommen werden. Diese Straße ist mit 170 km nach San Antonio de los Cobres wesentlich kürzer als die Bahnverbindung.
Streckenverlauf
[Bearbeiten]Die weitgehend parallel zur Eisenbahnstrecke verlaufende Ruta Nacional führt ebenfalls bis San Antonio de los Cobres, wo ein Wechsel auf die asphaltierte Ruta Nacional
unter dem Polvorilla-Viadukt hindurchführt. Von der Straße aus ist der Viadukt besser zu sehen als aus dem darüber fahrenden Zug. Diese Straße ermöglicht eine Besichtigung der Wasserfälle 1 Cascadas de Campo Quijano.
Übersicht
[Bearbeiten]Es wird davon ausgegangen, dass die Zugfahrt in Salta beginnt. Die Tabelle zeigt den Streckenverlauf der Eisenbahn in Gleis-km:
geografischer Ort | Entfernung in km |
---|---|
Salta | 0 |
Campo Quijano | 41 |
Chorillos | 26 |
Estación Puerta Tastil | 34 |
Muñano | 74 |
San Antonio de los Cobres | 22 |
Polvorilla-Viadukt | 22 |
Gesamtstrecke | 219 |
Da der Tren a las Nubes nach dem Halt am Polvorilla-Viadukt die Gesamtstrecke nach Salta zurückfährt, beträgt die Reisestrecke 438 km, die Fahrt dauert ca. 15 Stunden.
Einzelheiten
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Von Ort zu Ort steigt die Höhe stetig an:
- 4 General Alvarado (Estación General Alvarado) kein Zughalt, der Bahnhof wurde stillgelegt. Geöffnet: stillgelegt.
- 7 Campo Quijano train station (Estación Campo Quijano) kein Zughalt, 1520 m. Hier ist seit 1957 der Bauingenieur Mauri begraben.
2 Quebrada del Toro („Schlucht des Toro“) das von Kakteen bewachsene Tal wurde 2003 zum UNESCO Weltnaturerbe erhoben. Markant ist hier der.
- 3 Cerro de los siete colores der „Berg der sieben Farben”, 2460 m hoch.
- 9 Chorrillos train station (Estación Chorrillos) kein Zughalt, 2111 m hoch gelegen. Es folgen zwei Spitzkehren, die zweite Spitzkehre hat einen 90 m langen Sackgassentunnel. Geöffnet: stillgelegt.
- 10 Ingeniero Maury train station (Estación Ingeniero Maury) kein Zughalt, 2358 m hoch, nach dem US-amerikanischen Bauingenieur der Eisenbahnstrecke benannt. Es folgen zwei Spiralen (Rulo 1 und Rulo 2) mit 131 m Radius und 18 m Höhengewinn. Geöffnet: stillgelegt.
- 11 Gobernador Manuel Solá train station (Estación Gobernador Manuel Solá) kein Zughalt, 2550 m. Geöffnet: stillgelegt.
- 12 Puerta Tastil train station (Estación Puerta Tastil) kein Zughalt, 2675 m. Geöffnet: stillgelegt.
- 13 Tacuara train station (Apeadero Tacuara) kein Zughalt, auf einer Höhe von 3036 m dürfte die Höhenkrankheit einsetzen. Geöffnet: stillgelegt.
- 15 Diego de Almagro (Estación Diego de Almagro) kein Zughalt, 3503 m hoch. Hier beginnt die Hochebene Puna. Geöffnet: stillgelegt.
- 19 San Antonio de los Cobres train station (Estación San Antonio de los Cobres) Bahnhof mit Zughalt zum Ein- und Aussteigen, 3774 m hoch.
- 3 San Antonio de los Cobres die Minenstadt für Kupfer („Heiliger Antonius der Kupferberge“) hat 5000 Einwohner. Von hier sind es 353 km über die
zum Grenzort Socompa und 682 km nach Antofagasta.
- 4 Termas de Pompeya. die 3993 m hoch liegenden heißen schwefelhaltigen Quellen haben Wassertemperaturen zwischen 35 °C und 52 °C. Nach Sanierungsarbeiten ab Januar 2015 sind die Quellen wieder zugänglich.
- 20 Mina Concordia (Estación Mina Concordia) am Bahnhof dieser 1986 stillgelegten Silbermine wird die Lok hinter den Zug gespannt und schiebt ihn die weitere Strecke. Aus- und Einsteigen ist nicht möglich; 4144 m hoch. Geöffnet: stillgelegt.
2 Polvorilla viaduct (Viaducto La Polvorilla) die Stahlkonstruktion des Viadukts ist 223,5 m lang, hat 21,3 m Spannweite und liegt 63 m über der
. Nach dem auf einem Höhenniveau von 4220 Metern liegenden Viadukt hält der Zug an, und die Lok zieht nunmehr den Zug zurück über den Viadukt, um auf der anderen Seite anzuhalten am.
- 1 Viewpoint Viadukt. wo Indios auf einem fliegenden Markt Gegenstände an die Touristen verkaufen. Aufenthalt hier 30 Minuten. Danach wird die Rückfahrt talwärts angetreten.
An keinem der Bahnhöfe auf der Strecke gibt es – außer San Antonio de los Cobres train station - einen Zughalt mit Ein- und Aussteigemöglichkeit, die Bahnhöfe wurden stillgelegt. Hinter dem Polvorilla-Vadukt hält der Zug auf freier Strecke und nicht an einem Bahnhof, um wieder zurückzufahren.
Bilder
[Bearbeiten]- Straßenszene in Salta
- El Lampazar in der Quebrada del Toro von der RN51 aus
- Kakteen in der Quebrada del Toro
- Der „Berg der sieben Farben“
- Blick auf San Antonio de los cobres
- Der Bahnhof von San Antonio de los Cobres
- Am Bahnhof von San Antonio de los Cobres
- Die Konstruktion des Viadukts
- Der Viadukt vom Zug aus
- Über den Viadukt fahren auch Güterzüge
Ausflüge
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Der 5 Los Cardones National Park wurde am 20. November 1996 gegründet, ist 641 km² groß und präsentiert als Hauptattraktion Kandelaberkakteen. Sie sind der biologische Beweis für die Halbwüste dieser Gegend. Sehenswert sind auch die Salinas Grandes mit 212 km² der dritt größte Salzsee der Welt. Die führt über den 6 Abra del Acay als Amerikas höchstem Bergpass mit 4895 Metern. Die Richtung Antofagasta liegende Bahnstation 21 Alemán Muerto („deutscher Toter“) erzählt die Geschichte des deutschen Matrosen Karl Wilmer, der sein Schiff in Buenos Aires verpasste, das Richtung Kap Hoorn und Antofagasta unterwegs war. Er wollte es in Antofagasta wieder erreichen und nahm den beschwerlichen Weg durch die Puna, wo er am 5. September 1930 auf 4334 Metern Höhe erfror. Sein einsames 2 Grab liegt inmitten der Geröllwüste an der schwierigen Schotterpiste Ruta Provincial 163.[3] Auf der Strecke fahren bis Socompa Güterzüge, bei denen eine begrenzte Mitfahrgelegenheit geboten wird.
Technische Daten
[Bearbeiten]Betreiber des Tren a las Nubes ist die staatseigene Trenes Argentinos. Die Diesel-Lok vom Typ EMD GT22CU zieht maximal 10 Wagen der 1. Klasse mit Klimatisierung und einem Speise- und Generatorwagen. Die Lok hat bei 2475 PS Leistung einen Brennstoffverbrauch von 6 Litern Diesel pro Kilometer. Bei einer Fahrt können 468 Passagiere befördert werden. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 35 km/h, auf der Strecke behindern Wildesel, Lamas, Guanakos und Vikunjas die Weiterfahrt. Die 1000 mm-Gleisspur führt auf Gradienten bis zu 2,5 %, oft bis 2,0 %. Es werden keine Zahnräder für diese Steigungen benötigt, sondern 2 Spitzkehren und 2 Kehrschleifen glätten den Anstieg. 29 Brücken, 21 Tunnels und 13 Viadukte erleichtern die gebirgige Streckenführung.
Gebühren
[Bearbeiten]Der Fahrplan wird für jede Saison neu festgelegt, so dass sich die angegebenen Fahrtzeiten ändern können. Die Buchung sollte Monate voraus über die Webseite des Betreibers Tren a las Nubes erfolgen, wo auch die aktuellen Fahrtzeiten erwähnt sind. Das Ticket kostet pro Person US-$ 170 (Kinder bis 13 Jahre US-$ 125) inklusive Frühstück.
Gesundheit
[Bearbeiten]Hauptproblem für den Reisenden wird die Höhenkrankheit (spanisch: soroche) sein. Die extreme Höhenlage von mindestens 2500 m kann zur altersunabhängigen Höhenkrankheit führen. Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Brechreiz, aber auch Atemnot, Kraftlosigkeit, Schwindelgefühle, kurze Blackouts oder Müdigkeit. In der Höhe wird auch ohne jede körperliche Anstrengung schneller geatmet, um die mangelnde Sauerstoffkonzentration auszugleichen. Die körpereigene Atemregulation wirkt dieser nicht entgegen, da sie vornehmlich auf den Kohlendioxidgehalt – den stärksten Atemantrieb des Blutes – reagiert. Zur Akklimatisation kommt es nur, wenn der Körper mehr rote Blutkörperchen produziert. Es braucht zwei bis drei Tage, bis der Anteil der roten Blutkörperchen so erhöht ist, dass auch einfachste Tätigkeiten wie Gehen ohne sofortige Erschöpfung durchgeführt werden können.
Es ist wichtig, stets viel Wasser zu trinken, sich so wenig wie möglich anzustrengen und auf gar keinen Fall Alkohol oder Kaffee zu trinken. Die Argentinier nehmen Kokablätter als Mate-Tee oder behalten die Blätter im Mund und kauen sie nicht. Am ersten Tag nach der Ankunft sollte man Ausflüge vermeiden, die Zeit zur Akklimatisierung nutzen und möglichst auch zunächst nicht duschen, um einen Kreislaufkollaps zu vermeiden. Bei ersten Symptomen der Höhenkrankheit sollte ein Arzt aufgesucht werden, der im Zug mitfährt. Es gibt zudem im Zug Sauerstoffflaschen. Sollten mögliche Symptome nach den ersten Tagen nicht abgeklungen sein, muss eine vorzeitige Abreise in Betracht gezogen werden, da sich die Situation sonst weiter verschlimmern kann.
Literatur
[Bearbeiten]- Jürgen Vogt, Reiseführer Argentinien mit Patagonien und Feuerland, Reise-Know-How-Verlag Rump, 12. Auflage, 2024; ISBN 978-3831744060.
Weblinks
[Bearbeiten]- Offizielle Seite des Zugs - Spanisch
Einzelnachweise
[Bearbeiten]- ↑ Ute Wendel/Wolfgang Rössig, Argentinien on tour, Polyglott-Verlag, 209, S. 26
- ↑ Eine neue Eisenbahnlinie über die Anden, in: Schweizerische Bauzeitung, Jahrgang 66, Heft 48 vom 27. November 1948, S. 669
- ↑ Juan Garff/Rolf Seeler, DuMont Reise-Handbuch Reiseführer Argentinien, DuMont-Lonely Planet, 2012, S. 407